Praxisbeispiele

 

 

Patient 1

 

Behandlungsbeginn Soziotherapie: Juli 2015

Männlich, *1988

Diagnose: F 32.1 – Mittelgradige Depression

GAF 34

Abgebrochenes Studium, 3 Jahre eigenständiges Wohnen mit ausgeprägtem Rückzug nach Angst- und Panikattacken sowie Verwahrlosungstendenzen, lebt er wieder seit 2015 bei den Eltern. Vorstellung zur Soziotherapie mit Mutter nach Recherche im Internet. Zuvor 2 Jahre gruppentherapeutische Psychotherapie 14 tägig. Nach Angaben des Pat. hat er jedes Mal geschwiegen und den anderen zugehört, keine Einzelstunden.

Kontaktaufnahme mit dem behandelten Psychiater, Klärung Verordnung Soziotherapie und weitere mögliche Behandlungsschritte. Nach den neuen Richtlinien mussten zur Diagnose ergänzende Kriterien zur Inanspruchnahme von Soziotherapie gegeben sein. Diese waren

die unzureichende Fähigkeit zur Inanspruchnahme ärztlich verordneter Leistungen (u.a. Ergotherapie, berufliche Reha) sowie die Koordinierung derselben.

Planung, Strukturierung und Umsetzung der Alltagsaufgaben waren erheblich eingeschränkt, ebenso die Wegefähigkeit.

Meistens begleitete die Mutter den Pat., durch ihre Berufstätigkeit kamen es zu sehr unregelmäßigen Arztbesuchen, auch die übrigen möglichen Unterstützungsangebote stellten für die Familie eine Überforderung dar.

Psychiatrische Behandlung seit 2013, anfänglich F 32.2 mit latenter Suizidalität. Med. anfangs Venlafaxin 150 mg, seit 2015 37,5 mg.

Nach Antragstellung Soziotherapie erfolgten mehrere Hausbesuche zur Klärung der Wohnsituation. Gemeinsam mit den Eltern konnten Vorschläge zur beruflichen Situation geplant werden. Kleine Alltagsaufgaben (bspw. Einkaufen, Kochen) erleichterten den Kontakt zur Außenwelt.

Ziele sind:

  • Verbesserung der Impuls- und Kontrollsteuerung durch angemessene Konfliktlösungsstrategien
  • Verbesserung der Compliance in die notwendige med./therap. Behandlung durch das Erkennen von Frühwarnzeichen und einem Krisenplan
  • Verbesserung des Antriebs und der Motivation durch geeignete tages- und wochenstrukturierende Maßnahme

Der Pat. wird regelmäßig zum Psychiater (quartalsmäßig) begleitet, es wird die medikamentösen und therapeutischen Behandlung abgesprochen. Inzwischen kann der Pat. verabredete Wegstrecken alleine bewältigen. Die Soziotherapie erfolgt mit ca. 60-90 Min. wöchentlich, nach erfolgreichem Ausbildungsbeginn Sommer 2017 wurde die Frequenz auf 14 tägig verringert.

 

Patientin 2

 

Behandlungsbeginn Soziotherapie: Juli 2011

Weiblich, *1983

Diagnosen: F 33.3, F44.88, F60.3, F43.1

GAF 35

Erkrankt seit ca. 1999

Patientin hatte den Aufenthalt in einer therapeutischer Wohneinrichtung in Süddeutschland im Mai 2011 abgebrochen und sich in der Nähe ihres Heimatortes eine eigene Wohnung gesucht. Sie nahm Kontakt zur Soziotherapeutin auf, aufgrund der Empfehlung ihrer behandelten Ärztin.

Vorrangig waren im Erstgespräch die weitere fachärztliche psychiatrische Behandlung und die Abklärung der Verordnung zur Soziotherapie.

Durch die enge Zusammenarbeit der Soziotherapeutin mit verschieden Psychiatern konnte rasch ein Erstgespräch mit Behandlungsplanung und dementsprechenden medizinischen / therapeutischen und gemeindepsychiatrischen Maßnahmen erfolgen. Vorrangig waren die regelmäßige medikamentöse Behandlung und die Inanspruchnahme der Sicherung des Lebensunterhaltes über Sozialhilfeleistungen.  Wöchentlich wurde die Patientin in ihrer Wohnung für ca. 90 Minuten aufgesucht und alle aktuellen Themen besprochen.

Vierzehntägige begleitete die Soziotherapeutin die Patientin zum Psychiater. In diesen gemeinsamen Gesprächen wurde die weiteren Behandlungsschritte engmaschig abgesprochen. Tages- und wochenstrukturierte Maßnahmen wurden geplant einschließlich Ergotherapie und Physiotherapie. Informationen zu Angeboten des gemeindepsychiatrischen Netzwerkes wurden vorgestellt und ausprobiert. Die Patientin entschied sich im Frühjahr 2012 zu einer Ausbildung im Sommer 2012. Bis dahin hatte sich die gesamte Lebenssituation der Patientin stabilisiert. Sie nahm wieder Kontakt zu ihrer Familie auf und konnte zunehmend angstfrei das Haus verlassen. Über den Integrationsfachdienst wurden die mögliche beruflichen Schritte geklärt. Die Ausbildung lief zu Beginn gut, jedoch stellte die Berufsschule eine unüberwindbare Hürde dar, erneute Angst- und Panikattacken erschwerten bzw. verhinderten den Besuch. Mit Genehmigung der IHK wurde die Patientin vom Schulbesuch befreit und erfüllte mit sehr gut Ergebnissen von zuhause ihre theoretischen Aufgaben. Dennoch brach sie die Ausbildung 2014 ab und zog wieder an den Wohnort der Eltern. Trotz der vermeintlichen Rückschritte verbesserte sich die Impuls- und Kontrollsteuerung durch die Erstellung eines Krisenplanes mit individuellen und angemessenen Konfliktlösungsstrategien. Die regelmäßigen Arztbesuche konnten auf 6 bis 8 Wochen terminiert werden und hochfrequenter in Krisenzeiten. Die Soziotherapie wurde aufgrund der veränderten Umstände nach 3 Jahren erneut beantragt in Absprache mit dem behandelten Arzt und der Patientin, um die erreichten Behandlungsziele zu stabilisieren. Psychotherapie wurde 2014 hinzugenommen, jedoch nach 9 Monaten aufgrund der starken Anorexie (BMI 15) abgebrochen. Durchgängig wird die Patientin regelmäßig hausärztlich versorgt. Die anfängliche Medikation mit Citalopram 40mg, Amineurin 50, Lyrica 225mg, Lorazepam 1mg konnte verändert bzw. verringert werden. Die Patientin nimmt aktuell Lyrica 300mg und Lorazepam nach Bedarf.

Geplant ist eine Reha Maßnahme und anschließend die Wiederaufnahme der Ausbildung.

Die Soziotherapie findet vorwiegend aufsuchend im Lebensumfeld der Patientin statt. Längerfristige stationäre Behandlung fand nicht mehr statt. Aufgrund epileptischer Anfälle kam es in den letzten 5 Jahren zu einigen Notfällen mit kurzen Klinikaufenthalten (1-2 Tag) zur Beobachtung. Aktuell sind Termine zur weiteren Abklärung mit einer Spezialabteilung der Uni Klinik vereinbart.

Die Patientin bis auf weiteres regelmäßig zum Psychiater (quartalsmäßig) soziotherapeutisch begleitet um auch weiterhin die medikamentösen und therapeutischen Behandlungsschritte abzusprechen.

Maßnahmen der Eingliederungshilfe waren entbehrlich.

 

Patient 3

 

Behandlungsbeginn Soziotherapie: Juli 2013

Männlich, *1975

Diagnose: F 31.5

GAF 38

Erkrankt seit 2005

Vorstellung zur Soziotherapie durch behandelnde Psychiaterin der Tagesklinik nach dreimonatigem Klinikbehandlung und viermonatigem Aufenthalt in der Tagesklinik.

Kontaktaufnahme mit der behandelten Psychiaterin, Klärung Verordnung Soziotherapie und weitere mögliche Behandlungsschritte.

Ziele des Behandlungsplanes waren zu Beginn:

  • Verbesserung der Impuls- und Kontrollsteuerung durch angemessene Konfliktlösungsstrategien
  • Verbesserung der Compliance in die notwendige med./therap. Behandlung durch das Erkennen von Frühwarnzeichen und einem Krisenplan
  • Verbesserung des Antriebs und der Motivation durch geeignete tages- und wochenstrukturierende Maßnahme

Der Pat. war nicht in der Lage ärztlich verordneter Leistungen (u.a. Ergotherapie, Psychotherapie, berufliche Reha) in Anspruch zu nehmen und zu koordinieren. 

Die Wohnsituation zeigte sich ungeklärt, da eine Kündigung durch den Vermieter zum Jahresende ausgesprochen war. Der Patient hatte sein Studium und zwei Ausbildungen abgebrochenen. Er war arbeitslos nach Kündigung einer Aushilfstätigkeit in einem Callcenter.

Alltägliche Dinge fielen ihm schwer, dementsprechend kümmerte er sich nicht um eine neue Wohnung und stelle auch keine Anträge auf notwendige Sozialleistungen.

Nach Antragstellung Soziotherapie erfolgten mehrere Hausbesuche zur Klärung der Wohn- und Lebenssituation. Anträge zur finanziellen Sicherung wurden gemeinsam gestellt (ALG I und Wohngeld)

Die mögliche berufliche Situation wurde geplant und eine berufliche Reha in Absprache mit der behandelnden Ärztin beantragt.

Mindestens einmal im Quartal begleite ich den Patienten zur Psychiaterin, es werden die medikamentösen und therapeutischen Behandlungsschritte abgesprochen.

Psychotherapie wurde verordnet und regelmäßig vom Patient besucht (14 tägig) Absprachen mit dem Psychotherapeuten erfolgen nach Bedarf.

Die berufliche Reha und anschließender 10-monatiger Berufsorientierung in einem Bildungswerk lief erfolgreich, der Patient nahm das Studium nach mehreren Praktika wieder auf.

Der Umzug in die neue Wohnung verlief gut strukturiert auch mit Unterstützung von Freunden. Das neue Lebensumfeld verhalf dem Patienten den Alltag besser zu planen. Er treibt wieder regelmäßig Sport (Radfahren und Laufen). Medikamentös wird er mit Lithium (225-0-450) behandelt.

Die Soziotherapie erfolgte mit ca. 90 Min. wöchentlich, nach Aufnahme des Studiums wurde die Frequenz auf 14 tägig verringert. Durch das Urteil des Bundessozialgerichtes (Aufhebung der Befristung auf 3 Jahre) wurde es möglich im letzten Jahr die Soziotherapie erneut zu beantragen und die erreichten Ziele zu stabilisieren.